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Weihnachtsgeschichte Donnerwetter

Geschichteneinzel

Donnerwetter
Kristallinchen und Weißröckchen saßen dicht am Rand einer dicken Wolke und ließen ihre Beine darüber baumeln. Die beiden waren missmutig. Sehr missmutig sogar! Seit vielen Tagen warteten sie auf ihren Einsatz. Auf der Nordseite der Erdhalbkugel herrschte zwar Winter, aber nur ganz oben im Norden gab es weißen Niederschlag. Leider waren die Schneemädchen nur zuständig für den mittleren Teil. Und dort regnete es. Ohne Unterlass. „Was würde das für eine wunderbare dicke Schneedecke hier geben, wenn es kälter wäre“, maulte Kristallinchen. „Meine Mutter hat mir von einem Jungen da unten berichtet,“, ließ sich Weißröckchen jetzt vernehmen, „der hat, so lange er auf der Welt ist, noch nicht einen einzigen ordentlichen Winter erlebt. Seine Großeltern haben ihm erzählt, wie das früher einmal war: bitterkalt und überall lag hoch der Schnee. Ganz besonders an Weihnachten.“ Die Schneemädchen seufzten, dann schwiegen sie und verfielen erneut in Missmut.
Der Zufall wollte es, dass Gotthold Wetterwärter herangestiefelt kam. Er hielt in seiner rechten Hand das große, goldene Himmels-Fernrohr. „,Na, Mädels, Langweile?“, fragte er und wollte  weitergehen. „Halt!, rief Kristallinchen. „Du musst uns jetzt sagen, wann wir endlich zur Erde fliegen dürfen.“ „Bin ich der Wettergott?“, antwortete der Alte. „aber für euch schau ich mal in unsere Wetterküche bei den Azoren. Vielleicht tut sich dort endlich etwas. Gotthold hob das Fernrohr vor sein rechtes Auge. Und dann polterte er los, dass das Himmelsgewölbe wackelte und ein gewaltiges Echo von Wolke zu Wolke sprang. „Das gibt es doch nicht! Da liegt der Taifun faul in der Sonne anstatt zu arbeiten! Kein Wunder, dass keine Kaltgebiete zu uns geblasen werden. Na, dem werde ich jetzt aber...“ Schon war der Mann verschwunden. Kurz darauf blitzte und donnerte es fürchterlich. Das Donnerwetter raste in voller Stärke um den halben Erdball und riss Taifun aus seinen schönen Träumen. Flugs war er auf den Beinen und pustete und prustete nun, dass sich die Bäume bogen, dass die Fetzen flogen und die Wolken wild zu tanzen begannen. Eine riesige Kaltfront versuchte zu fliehen, begann heftig zu kreisen und drifte dann zielstrebig und pflichtbewußt Richtung Norden ab. Gotthold Wetterwärter, immer noch mit dem Fernrohr am Auge, murmelte zufrieden: Na, also. Geht doch. „Ihr beiden Langweiler“, rief er dann Kristallinchen und Weißröckchen zu: „Macht euch reisefertig. Es geht los für euch und Euresgleichen. Und, wenn ich den Kalender der Menschenwesen recht in Erinnerung habe, werdet ihr genau zu Heiligabend auf der Erde anlanden."


Autorin: Jutta Gornik
Veröffentlichung nur mit Genehmigung der Autorin - jgornik@aol.com
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